MIT des Saale-Holzland-Kreises und Gäste besichtigen den "Lost Place" REIMAHG-Werke19.06.2023

 

Am 17.Juni 2023 fand eine Sommerwanderung der MIT des Saale-Holzland-Kreisen mit vielen Gästen aus der MIT Thüringen statt. Ziel waren die Überreste der REIMAHG Werke am Walpersberg bei Großeutersdorf im Saale-Holzland-Kreis. 
Die Anlage war in den Jahren 1944/1945 ein unterirdisches Rüstungswerk. Hier sollte die Messerschmitt ME 262, der erste in Serie gebaute Strahljäger, produziert werden. Später sollte dann auch noch der Horten- Nurflügler produziert werden.
Einen ersten Überblick konnten sich die Teilnehmer im Dokumentationszentrum am Modell der REIMAHG Werke verschaffen. Anschließend wanderten alle zur Anlage. 
Heute ist die Anlage ein verlassener Ort, ein LOST PLACE.   Mit ca. 250.000 m² gehörte die REIMAHG zu den größten unterirdischen Anlagen in Deutschland zu dieser Zeit. Die Messerschmitt ME 262 sollte in diesem Werk endmontiert werden. Es wurden ca. 15.000 Arbeiter eingesetzt und neben dem Stollensystem ca. 10 verschiedene Bunker geschaffen. Im Berg befinden sich ca. 35 km Stollen, die mit LKW befahrbar sind, sowie mehrere Montagehallen. Auf dem Plateau des Berges befinden sich noch die Reste der Startrampe. Trotz des beträchtlichen Arbeitsaufwandes wurde das Rüstungswerk REIMAHG nie vollständig fertiggestellt. Das ehemalige Gelände ist heute im Besitz des „Geschichts- und Forschungsvereins Walpersberg e.V.“ und wird durch diesen betreut und erhalten sowie im Rahmen von historischen Führungen zugänglich gemacht. Mitglieder dieses Vereins haben den MIT- lern im Rahmen einer Sonderführung viel Informatives zur Anlage, der Produktion und zur Gedenkkultur vermittelt. 
Die Natur hat heute zu einem großen Teil wieder Besitz von der Anlage genommen. Die Ruinen der Außenbunker sind aber noch zu besichtigen.  In den letzten Jahren diente der Walpersberg mehrfach als Drehort für verschiedene Dokumentationen und Spielfilme, so wurde u.a. hier der DEFA- Mehrteiler „Erziehung von Verdun“ von Arnold Zweig gedreht.
Am Rande der Anlage befindet sich die Dehnamühle, das ehemalige Lazarett der REIMAHG und heute ein keines Mühlenmuseum.
Die Anlage dient heute aber auch als Gedenkstätte für die Zwangsarbeiter und die Todesopfer. Seit der Aufstellung der ersten Gedenksteine an den ehemaligen Lagern im Jahr 1949 ist eine lebendige Erinnerungskultur entstanden. Anfangs getragen von den Überlebenden und deren Angehörigen entwickelten sich traditionelle Veranstaltungen im Rahmen des Tages der Befreiung am 8. Mai jeden Jahres.

 

Petra Thieme
Kreisvorsitzende der MIT des Saale-Holzlandkreises
Landesgeschäftsführerin der MIT Thüringen

 

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