Unternehmerfrühstück der Mittelstandsunion Saale-Holzland zur Thematik Rohstoffverknappung08.08.2021

 

 

Der MIT Kreisverband Saale-Holzland mit seiner Vorsitzenden Petra Thieme hatte gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten Albert Weiler MdB zum Unternehmerfrühstück nach Kahla eingeladen. Im Mittelpunkt stand diesmal die Problematik der Rohstoffversorgung, insbesondere für den Thüringer Mittelstand.
Bereits in den letzten Wochen hatte die MIT Thüringen auf die durch die Corona-Krise zerstörten langjährigen Lieferstrukturen bei Holz, aber auch bei Metall und Kunststoffen hingewiesen. In Folge der Rohstoffverknappung sind immense Preissteigerungen zu verzeichnen, die bei metallischen Sekundärrohstoffen über 60% und bei Bauholz fast 100 % betragen. Inzwischen haben es Handwerksbetriebe schwer, ihre Aufträge abzuarbeiten. Weder ist eine verlässliche Angebotskalkulation möglich, noch sind zugesagte Liefertermine einzuhalten. Trotz der Möglichkeit von Preisgleitklauseln im öffentlichen Auftragswesen, mit der sich Lieferanten das Recht vorbehalten, bei Erhöhung der Rohstoffkosten den Endpreis anzupassen, werden zunehmend Aufträge nicht mehr angenommen.
Nachdem der Gastgeber des Unternehmerfrühstücks Herr Rene Casta (Casta-Montageservice) kurz sein Unternehmen mit den Bereichen Innenausbau, Gebäudereinigung und Fahrdienst vorgestellt hatte, führte der Bundestagsabgeordnete Albert Weiler MdB in die aktuelle branchenübergreifende Problematik ein und erläuterte die laufenden Verhandlungen auf Bundesebene einschließlich Pro und Contras möglicher handelspolitischer und ordnungspolitischer Maßnahmen.
Ein Schwerpunkt der anschließenden Diskussion der Anwesenden lag erwartungsgemäß beim Rohstoff Holz, denn gerade in Thüringen mit rund 34 Prozent bewaldeter Landesfläche ist die fehlende Verfügbarkeit von Bauholz kaum nachvollziehbar. Aber auch die eingeschränkten Produktionskapazitäten aufgrund Hygienevorschriften und Arbeitsschutz, die Einflüsse des Lieferkettengesetzes und die zunehmende Abhängigkeit von außereuropäischen Lieferanten durch den Verlust eigener Produktionskapazitäten wie z.B. im Halbleiter- und pharmazeutischen Bereich wurden bewertet. Die Coronakrise hat aufgezeigt, dass es Lücken in der Versorgungssicherheit gibt und die wirtschaftliche Souveränität Europa gestärkt werden muss. Produktionsentscheidungen in zentralen Wirtschaftsbereichen dürfen sich nicht mehr nur nach dem Preis richten. Es braucht eine Steigerung der Selbstversorgungsquote, und nicht nur in der Landwirtschaft.
Als weiterer wichtiger Lösungsansatz für die aktuelle Rohstoffverknappung wurde auch auf die notwendige Anhebung von Recyclingquoten verwiesen. Anstelle von umweltbelastenden Müllexporten müssen innovative Konzepte für eine zirkuläre Produktion entwickelt werden. Hier besteht ein großer Nachholbedarf und selbst bei der vielgepriesenen E-Mobilität ist dies in weiten Teilen bisher nicht passiert.
Insgesamt zeigten die Beiträge, dass die Ursachen der aktuellen Rohstoffverknappung doch sehr vielfältig und die Auswirkungen nicht nur für den Mittelstand existenzbedrohend sind. Dementsprechend ist die Komplexität bei den notwendigen Maßnahmen auf bundes- und landespolitischer Ebene sehr hoch. Umso wichtiger ist deshalb der ständige, direkte Dialog zwischen Politik und Wirtschaft. Das nächste Unternehmerfrühstück der Mittelstandsunion wird schon geplant.

 

Prof. Dr. Regina Polster
Pressesprecher MIT-Thüringen

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